Verfügbarkeitsheuristik
Mit Hilfe der Verfügbarkeitsheuristik können wir Urteile über Häufigkeiten und Wahrscheinlichkeiten abgeben, auch wenn es uns an aussagekräftigen statistischen Informationen mangelt.
Beispiel 1:
Denken Sie sich zurück in das Jahr 2005. Erinnern Sie sich an die schönen und schlechten Tage, sowie an Ereignisse an die sie sich erinnern. Nun schätzen Sie, wie viele Regen- bzw. Sonnentage es im Jahr 2005 gab.
Auch wenn wir keine Statistik über das Wetter im Jahr 2005 im Kopf haben, können wir in etwa abschätzen wie das Wetter war, wenn wir uns wichtige Ereignisse ins Gedächtnis rufen und das Jahr Revu passieren lassen. Das ist das Prinzip der Verfügbarkeitsheuristik. Wir nutzen Informationen die wir bereits im Kopf haben, um Wahrscheinlichkeiten und Häufigkeiten zu schätzen. Natürlich sind dann unsere Schätzungen von unseren Erfahrungen abhängig. Eine andere Person mit anderen Erfahrungen wird auch zu anderen Schätzungen kommen.
Beispiel 2:
Was kommt häufiger vor? Wörter mit einem „r“ am Anfang oder Wörter mit einem „r“ an dritter Stelle?
Zumindest im Englischen gibt es mehr Wörter mit einem „r“ an dritter Stelle, aber wir können uns leichter Wörter vorstellen, die ein „r“ an erster Stelle haben. Letztere sind also besser verfügbar, weswegen wir deren Wahrscheinlichkeit (im Vgl. zu Wörtern mit „r“ an 3. Stelle) überschätzen.
Wie funktioniert die Verfügbarkeitsheuristik?
Die Verfügbarkeitsheuristik wird im Wesentlichen von zwei Faktoren beeinflusst. Zum Einen von der Menge an Beispielen an die wir uns erinnern können. Je mehr Beispiele wir abrufen können, um so besser ist auch unsere Schätzung. Zum Anderen von der Leichtigkeit, mit der wir uns an Beispiele erinnern. Ereignisse, an die wir uns sehr leicht erinnern, scheinen uns wahrscheinlicher zu sein als Ereignisse, an die wir uns nur schwer erinnern können.
Ein weiteres anschauliches Beispiel ist die Fehleinschätzung, wenn es um die Wahrscheinlichkeit geht, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden. Diese Wahrscheinlichkeit ist objektiv gesehen, geringer als unsere subjektive Einschätzung. Wenn man jedoch kürzlich einen Bericht über einen Mord gelesen oder gesehen hat oder in den Medien häufig solchen Berichten begegnet, könnte man die Wahrscheinlichkeit, ermordet zu werden recht hoch einschätzen.
Psychologische Experimente und Befunde
Tversky und Kahnemann (1974)
Die Versuchspersonen (Vpn) wurden gebeten, sich eine Liste mit männlichen und weiblichen Namen durchzulesen. Die Listen waren dahingehend manipuliert, dass für ein Geschlecht Namen von berühmten Personen und für das andere Geschlecht nur erfundene Namen verwendet wurden. Die Anzahl der Namen war jedoch für beide Geschlechter gleich. Als die Vpn angeben sollten, für welches Geschlecht mehr Namen auf der Liste standen, gaben sie das Geschlecht an, wofür berühmte Namen verwendet wurden.